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Beitrag vom 19.09.2008
Omara Portuondo - Gracias
Silvy Pommerenke
Das einzige weibliche Mitglied der Altherren-Band Buena Vista Social Club feiert mit dem aktuellen Album ihr sechzigstes Jahr im Musikgeschehen und hat dafür mehr als ein Dutzend Songs...
... neu interpretiert, die sie während ihres Lebens am meisten beeindruckt und beeinflusst haben.
Omara Portuondo, 1930 in Havanna geboren, hat ein bewegtes Leben hinter sich. Durch Zufall sprang sie 1945 als Tänzerin in der Show ihrer älteren Schwester ein und ihre Tanzkarriere begann, die 1961 darin gipfelte, dass sie Lehrerin für populären Tanz an der "Escuela de Instructores de Arte" wurde. Sie tanzte aber nicht nur mit ihrer Schwester, sondern sie gründeten das Quintett "Los Loquibabla", das amerikanische Jazz-Standards in ein kubanisches Bossa-Nova Gewand packte. Dies ist nun mehr als sechzig Jahre her und seitdem hat die Grande Dame der kubanischen Musik unzählige Alben eingespielt. Sie trat und tritt auch heute noch weltweit auf, bespielt Säle in Asien, Europa und Amerika, sang mit Größen wie Nat King Kole, Herbie Hancock, Chaka Khan oder auch Nina Hagen. Für die Wim Wenders Produktion "Buena Vista Social Club" stellte sie sich mit Compay Segundo und Ibrahim Ferrer vor die Kamera und später gemeinsam auf die Bühne.
2003 nahm sie das Album "Flor de Amor" auf, das eine Zäsur in ihrem musikalischen Schaffen bedeutete. Sie brachte kubanische und brasilianische Musiker darauf zusammen. Die CD bestach durch subtilere Klänge und reichere Texturen, wofür sie mit einem Grammy als "Best Traditional Tropical Record" nominiert wurde, außerdem wurde sie vom Internationalen Roten Kreuz als Botschafterin ernannt. Dass die alte Dame längst nicht zum alten Eisen gehört, beweist sie mit ihrem scheinbar unermüdlichen Antrieb. 2007 nahm sie ein Album mit ihrer brasilianischen Kollegin Maria Bethania auf, und die beiden Frauen stehen für ein schwarzes Selbstbewusstsein, das für sein Erbe kämpft und es weiterreichen möchte.
Das aktuelle Album "Gracias" wurde mit dem großartigen israelischen Kontrabassisten Avishai Cohen und dem hinduistischen Perkussionisten Trilok Gurtu eingespielt. Auch der afrikanische Musiker Richard Bona spielt eine tragende Rolle auf der CD, denn während das Album sehr brasilianisch und kubanisch anfängt, weisen gerade die letzten Titel zunehmend afrikanische Elemente auf.
Omara Portuondo im Netz: www.worldcircuit.co und auf MySpace
Weiterhören: Maria Bethania und Yusa
AVIVA-Tipp: Mit ihrem Jubiläumsalbum hat sich Omara Portuondo nicht nur selbst beschenkt, sondern vor allem ihre ZuhörerInnen. Von Bossa Nova Rhythmen bis zu wunderschönen, schmerzvollen Balladen ist alles auf dieser CD enthalten, und die Kubanerin fasziniert immer noch durch ihren großartigen Stimmumfang und ihr warmes Timbre.
Omara Portuondo
Gracias
Label: World Village, VÖ September 2008